In Deutschland sind rund 1,6 Millionen Bürger alleinerziehend. Sie haben zum einen ein höheres Risiko, in die Armutsfalle zu geraten, als Singles ohne Kinder oder Familien. Zum anderen müssen sie zahlreiche Alltagsprobleme häufig allein bewältigen. Es gibt jedoch auch diverse Hilfen.


17.6.2016 (verpd) Für viele Alleinerziehende ist ihre Situation nicht selten ein finanzieller Drahtseilakt. Zudem müssen sie oftmals mit diversen Schwierigkeiten hinsichtlich des Sorge- und Umgangsrechts bis hin zur Vereinbarkeit von Berufstätigkeit und Kindererziehung kämpfen. Es gibt jedoch diverse Unterstützungsangebote von staatlichen oder gemeinnützigen Institutionen.

Aktuell gibt es rund 1,6 Millionen Alleinerziehende, das sind 20 Prozent aller Familien. Etwas 90 Prozent davon sind Frauen. Mehr als zwei Millionen minderjährige Kinder leben laut demStatistischen Bundesamt (Destatis) hierzulande in einer sogenannten Ein-Eltern-Familie.

Neben den alltäglichen Problemen von der Kindererziehung bis hin zur Kinderbetreuung, die Alleinerziehende meist alleine meistern müssen, kommen häufig auch finanzielle Sorgen dazu, wie der diesjährige Bericht zur Armutsentwicklung des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband – Gesamtverbands e.V. (Paritätischer Wohlfahrtsverband) zeigt.

Hohes Armutsrisiko für Alleinerziehende

Laut dem Bericht waren 2014 41,9 Prozent der Alleinerziehenden von Armut betroffen – Tendenz steigend. Im Vergleich dazu: Im Durchschnitt beträgt die Armutsquote der Gesamtbevölkerung 15,6 Prozent, die von Singles 25,6 Prozent und die von Familien mit zwei Erwachsenen und einem Kind sechs Prozent beziehungsweise bis zu 24,6 Prozent mit drei oder mehr Kindern.

Die Gründe für das höhere Armutsrisiko für Alleinerziehende sehen Experten unter anderem in den schlechteren Chancen für Alleinerziehende auf dem Arbeitsmarkt sowie den fehlenden Kinderbetreuungs-Möglichkeiten.

Als arm gelten Personen, die in einem Haushalt mit einem Gesamteinkommen von weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens (Median) aller Haushalte leben. 2014 lag die Armutsschwelle beispielsweise für einen Alleinerziehenden mit einem unter 14-jährigen Kind bei einem Haushaltsnettoeinkommen von 1.192 Euro.

Finanzielle Hilfen

Es gibt jedoch diverse staatliche Hilfen, um Alleinerziehende zu unterstützen, die Kindererziehung, die Organisation des Alltags und die Berufstätigkeit miteinander zu vereinbaren sowie finanzielle Notlagen zu vermeiden.

Staatliche finanzielle Unterstützung gibt es beispielsweise mit dem Elterngeld, dem Kindergeld für Alleinerziehende, dem Kinderzuschlag, dem Unterhaltsvorschuss, der Sozialhilfe oder auch in Form von diversen steuerlichen Entlastungen. Nähere Einzelheiten dazu bietet das Webportal des Bundesministeriums für Familie, Senioren und Frauen und Jugend (BMFSFJ) www.familien-wegweiser.de.

Zudem bietet das BMFSFJ die aktualisierte 240-seitige Broschüre „Alleinerziehend – Tipps und Informationen“ zum Bestellen oder Herunterladen an. Neben Erklärungen zu den staatlichen finanziellen Hilfen enthält der Ratgeber zahlreiche Tipps und Informationen zur Bewältigung von typischen Problemen, mit denen Alleinerziehende oft konfrontiert werden, sowie Erläuterungen zu Rechtsthemen, zum Beispiel zum Sorgerecht und Unterhalt. Genannt werden zudem Adressen diverser Anlaufstellen für eine persönliche Beratung.

Beratung per Internet, Telefon und mit einem persönlichen Gespräch

Persönliche Hilfen und Beratungen bieten zum Beispiel das Jugendamt sowie die Träger von freien Erziehungs- und Familienberatungs-Stellen wie die Arbeiterwohlfahrt, der Deutsche Caritasverband, die Diakonie Deutschland und das Rote Kreuz an. Eine weitere Anlaufstelle ist beispielsweise das vom BMFSFJ geförderte Elterntelefon der Nummer gegen Kummer e.V., das unter der Rufnummer 0800 1110550 zu erreichen ist.

Hilfe bei der Suche nach ortsnahen Anlaufstellen für eine Krisen-, Sucht-, Schulden- oder auch Lebensberatung bietet der Online-Beratungsführer im Webportal der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugend- und Eheberatung e.V. (DAJEB). Zudem gibt es eine Onlinesuche nach Erziehungs- und Familienberatungs-Stellen von der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (bke).

Grundsätzlich empfiehlt sich für Alleinerziehende ein Beratungsgespräch mit einem Versicherungsfachmann. Denn zum einen ist es wichtig, existenzielle Gefahren wie eine Berufsunfähigkeit abzusichern, zum anderen kann der Experte auf mögliche Sparpotenziale im Versicherungsbereich hinweisen.

 

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Michael Möhler

Alexander Klaus / pixelio.de